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Das Gelände der Bettinger Schmelz liegt unmittelbar an der Prims, einem typischen Mittelgebirgsgewässer, welche in Rheinland-Pfalz entspringt, bei Nonnweiler in der Primstalsperre aufgestaut wird und schließlich auf dem Gelände der Dillinger Hütte in die Saar mündet.

Spätestens mit Gründung der Bettinger Schmelze im 18. Jahrhundert wurde die Prims durch ein Wehr aufgestaut und das Wasser teilweise durch einen Kanal über das Gelände geleitet. Hier konnte es über verschiedene Abzweige zu den unterschiedlichen Werken geleitet werden, um dann wieder zurück in die Prims zu münden. Der Kanal des Hochofens wurde dabei teilweise durch einen Stollen unter dem Werksgelände hindurch geführt.

Nach der Schließung der Bettinger Schmelze entstand Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Gelände ein Sägewerk mit Holzhandel. Der ehemalige Standort des Hochofens wurde nun für das Sägewerk genutzt, teilweise waren hier bis zu fünf Gattersägen gleichzeitig in Betrieb. Diese wurden über Transmissionsriemen in einem unter der Arbeitsebene gelegenen Zwischenboden angetrieben. Energiequelle war auch hier die Wasserkraft: Das Wasser floß neben dem Zwischenboden unter das Gebäude, trieb hier über eine Turbine die Haupttransmissionsachse an und strömte nach unten in den vorgenannten Stollen ab. Als Turbine kam hier eine Francis-Turbine mit liegender Welle zum Einsatz, die Leistung dürfte etwa 35 PS, d.h. etwa 25 kW betragen haben.

Wenn die Turbinenleistung nachts nicht zum Betreiben der Gattersägen benötigt wurde, erfolgte die Umschaltung auf einen Generator zur Stromerzeugung, mit dem zahlreiche Akkumulatoren gespeist wurden. Von diesen wurden zumindest zu Beginn der Elektrifizierung die angrenzenden Gebäude versorgt, insbesondere die nicht weit entfernten Schmelzer Lichtspiele.

Mit der zunehmenden Leistungsfähigkeit von Elektromotoren und dem Aufbau zuverlässiger Stromnetze ging die Bedeutung der Wasserkraft zum Betrieb des Sägewerks und zur Stromerzeugung zurück, zudem waren die Transmissionen mit Gefahren verbunden und störanfällig. Daher wurde die Sägewerk-Turbine schätzungsweise Anfang der 1960er Jahre stillgelegt.

In der heutigen Zeit ist die Nutzung der Wasserkraft wieder interessant geworden, einerseits aufgrund der Bestrebungen, erneuerbare Energien durch kostendeckende Einspeisevergütungen zu stärken, andererseits aufgrund der verbesserten Technik, die deutlich bessere Wirkungsgrade ermöglicht. Durch beide Faktoren können ehemals unrentable Wasserkraft-Standorte wieder wirtschaftlich reaktiviert werden. Dies gilt auch für die Bettinger Schmelz, nach jahrelangen Vorbereitungen und Planungen ist im Mai 2009 das Planfeststellungsverfahren zur Reaktivierung der dortigen Wasserkraftnutzung abgeschlossen worden. Im Sommer 2010 begannen die Bauarbeiten, im Juni 2011 ist die Anlage in Betrieb gegangen.

Die neue Wasserkraftanlage nutzt eine doppelt-regulierte Kaplan-Schacht-Turbine, die ohne Zwischengetriebe direkt mit einem Permanentmagnet-erregten Generator gekoppelt ist. Dadurch wird ein hoher Wirkungsgrad bei unterschiedlichsten Durchflussmengen erreicht. Zusätzlich wird eine regulierbare Wehranlage eingesetzt, um die Stauhöhe weitgehend konstant zu halten. Neben dem eigentlichen Wehr ist zusätzlich ein Geschiebeschütz eingebaut, welches bei hohen Wasserständen zusätzliche Wasserabflüsse ermöglicht und damit Hochwasserspitzen besser als bisher verteilen kann. Zudem bewirkt das Geschiebeschütz eine Wiederherstellung der natürlichen Geschiebebewegung, d.h. der Sedimente, die im Flussbett transportiert werden. Während diese sich bisher vor dem Wehr gesammelt und dort zu einer biologisch ungünstigen Verschlammung geführt haben, können diese nun das Wehr passieren. Eine weitere biologische Aufwertung erfährt das Wehr durch die neue Fischtreppe, über diese können nun wieder Fische in der Prims auf- und abwandern.

An der neuen Wasserkraftanlage sind folgende Firmen maßgeblich beteiligt:

Planung und Oberbauleitung: Fa. Hydro-Energie Roth GmbH, Karlsruhe

Beton- und Erdarbeiten: Fa. Hans Ebert Bau und Beton GmbH, Abtsgmünd

Turbinentechnik: Fa. HSI Hydro Engineering GmbH, Morbach

Steuerung: Fa. F.EE GmbH, Neunburg vorm Wald

Stahlwasserbau: Fa. Baumann-Montagen, Wangen